Bild: Napalm Records

Harte Nacht: Interview mit Konvent

​Mit Konvent steht spätestens seit Ende Januar ein neuer, strahlend finsterer Stern am Death Doom-Firmament. Passend zum Release ihres „Puritan Masochism"-Debüts via Napalm Records am 24. Januar meldeten sich die Däninnen im Zuge ihrer ersten echten Headliner-Tour auch für eine Show in Hannover an. Dort trafen wir Gitarristin Sara und Bassistin Heidi von Konvent im Backstage, um die All-Female-Doomer mal etwas näher kennenzulernen.

Seid ihr gerade zum ersten Mal in Deutschland unterwegs? Nach Hamburg und Berlin seid ihr jetzt ausgerechnet in Hannover gelandet - wie genau kam es dazu?​

Sara: Wir waren sogar schon häufiger in Deutschland, sowohl privat als auch gemeinsam mit der Band. Das hier ist jetzt unsere insgesamt vierte Tour hier, die uns auch immer nach Hamburg geführt hat.

Aber das hier ist eure erste Headliner-Tour, richtig?

Heidi: Ja, genau. Wir sind auch zum ersten Mal in Hannover heute, waren gestern zum ersten Mal in Berlin unterwegs. Bisher haben wir nur sehr wenige Spots in Deutschland besucht. Und warum Hannover? Das liegt wohl an unserem Booker. Er hat gemeinsam mit uns entschieden, wo wir spielen könnten, wo es Sinn macht für uns. Er hat eben die Connections und für ihn war es nur logisch, dass wir unter anderem auch hier spielen würden.

Sara: Wir haben zum Beispiel auch mal in München gespielt. Uns ist es generell sehr wichtig, immer wieder neue Orte zu besuchen, die wir noch nicht kennen. Auch um neue Leute kennenzulernen und auf uns aufmerksam zu machen.

Heidi: Ja, und Deutschland ist so ein großer Markt für Metal! Sehr viele große Städte mit unglaublich lieben, aufgeschlossenen Menschen.

Sara: Die Leute sind hier immer so nett zu uns. Fans kommen besonders früh zu unseren Shows, kaufen direkt unser Merch, sind einfach super freundlich und interessiert.

Heidi: Wir Dänen könnten uns da ruhig mal eine Scheibe von abschneiden…

Sara (lacht): Nicht falsch verstehen bitte, unsere dänischen Fans sind keinesfalls schlechter! Aber mal ehrlich, gemessen daran, dass wir eigentlich noch komplett neu sind, hätten wir uns das Feedback hier nicht schöner erträumen können.

Hattet ihr auf der Tour schon etwas Zeit, euch die Sehenswürdigkeiten des Landes anzuschauen? Was war euer liebstes Erlebnis bisher?

Heidi: Leider so gar nicht. Das Problem ist, dass wir uns dazu entschieden haben, alles selbst zu organisieren. Ganz ohne Tourmanagement, Roadies oder ähnliches. Wir machen alles selbst, vom Merch bis hin zum Aufbau unserer Instrumente. Da dies hier unsere erste richtige Tour ist, lernen wir quasi täglich neue Sachen dazu. Natürlich gibt's da auch immer wieder größere Hürden für uns - wirklich die Städte anzuschauen, in denen wir gespielt haben, war also leider nicht möglich.

Sara: Wir hatten eigentlich geplant, uns gestern noch Berlin anzuschauen. Leider ist dann tagsüber aber unser Van liegengeblieben...

Heidi: Wir kamen sogar vier Stunden zu spät zum Gig. Also: Kein Sightseeing bisher, leider.

Sara: Zum denkwürdigsten Erlebnis bisher: Das ist eine wirklich schwierige Frage.

Heidi: Also für mich persönlich pendelt sich das irgendwo zwischen unserer Release-Show in Kopenhagen, da waren all unsere Freunde und Familien da, und der Show in Hamburg ein. Der Abend war relativ schnell ausverkauft, der Club randvoll, die Atmosphäre einmalig. Super underground, ein extrem cooler, runtergerockter Schuppen. Die Leute haben vom ersten Moment an unseren Merch-Stand gestürmt, als die Türen geöffnet wurden.

Sara: Ja okay, meine Gitarre hat zwar bei zwei Songs den Geist aufgegeben...

Heidi: Abgesehen davon warst du aber super!

Sara: ...und die Leute waren glücklich und zufrieden. Zumindest wirkten sie so! Eine tolle Energie im ganzen Raum.

Ihr seid eine der ersten, wenn nicht DIE erste Death Doom-Band, in der nur Mädels spielen. Wie habt ihr euch damals gefunden, wie hat alles angefangen?

Heidi: Als wir uns damals in 2015 zusammengetan haben, lag das nur daran, dass ich dringend eine Band gründen wollte. Leider wollte aber keiner der Kerle, die ich kannte und die selbst Musik machten, mich dabei unterstützen. Ganz zufällig habe ich dann die anderen Mädels getroffen. Wir alle waren damals etwa auf dem gleichen Level, musikalisch gesehen. Es war also nie wirklich geplant, eine Band zu gründen, die nur aus Mädels besteht - purer Zufall. Wirklich Probleme hatten wir aber nie damit, keine großartigen Vorurteile oder so.

Sara: Natürlich gibt's immer wieder auch so Standardkommentare, wenn wir auf der Bühne stehen. Leider hört man da manchmal auch wirklich widerliche Dinge. Letztlich kommt es aber einfach darauf an, wie man selbst damit umgeht. Man muss diesen Leuten zeigen, dass sie falsch liegen mit ihrer Meinung, dafür einstehen, was man tut. Natürlich ist uns bewusst, dass wir als reine Mädelsband extrem viel Aufmerksamkeit generieren. Dabei wollen wir aber immer auch sicherstellen, dass die Musik an sich im Vordergrund steht.

Heidi (lacht): Wir können die Tatsache eben nicht ändern, dass wir Mädels sind. Das schönste Gefühl ist es einfach, wenn andere Mädels auf uns zukommen, uns loben und feiern, was wir tun. Viele fühlen sich dann selbst bestärkt in dem, was sie tun oder mal tun wollen. Einfach unbezahlbar sowas!

War es denn eine bewusste Entscheidung von euch, Death Doom-Metal zu spielen oder ist das alles eher zufällig passiert?

Sara (lacht): Eher zufällig, um ehrlich zu sein. Im Prinzip lag das in erster Linie an den Riffs, die Heidi und ich zuvor geschrieben hatten. Wir wussten damals noch überhaupt nicht, wie man schnell oder komplex spielt. Wir wollten einfach genau die Musik machen, die wir auch selbst hören würden. Als dann Rikke die passenden Vocals beigesteuert hat, fühlte sich alles irgendwie richtig an. Wir haben uns aber nie zusammengesetzt und beschlossen, dass wir jetzt exakt Death Doom spielen wollen.

Heidi: Uns ging es vor allem darum, extrem heavy und düster zu klingen, mit gutturalem Gesang, ganz ohne Cleans.

Keine Cleans also, nicht mal in Zukunft irgendwann?

Sara: Nee, denke nicht. Man soll zwar niemals nie sagen, aber aktuell definitiv nicht.

Die skandinavischen Länder sind berühmt berüchtigt dafür, quasi am laufenden Band neue, aufregende Metal-Bands hervorzubringen. Habt ihr bestimmte Idole oder Vorbilder in der Szene, auch international?

Heidi: Individuell gesehen hört jeder von uns eigentlich ganz unterschiedliche Bands. Eine Band, die wir alle hören und feiern und die wir gerade erste live erleben durften, ist Power Trip. Die Jungs sind verrückt! Es muss aber nicht unbedingt „langsame" Musik sein, um uns zu inspirieren. Wir schauen uns da in ganz vielen verschiedenen Genres um, wenn wir neue Songs schreiben.

Sara: Klar, so Bands wie Mantar, Candlemass oder Paradise Lost definitiv. Ich persönlich liebe aber zum Beispiel auch Deftones oder Tool, Julie ebenfalls. Rikke hingegen steht total auf Tech Death, Cattle Decapitation und Autopsy zum Beispiel. Da holt sie sich ihre Ideen ein.

Ihr habt gerade euer brillantes Debüt veröffentlicht, eure Karriere kommt erst so richtig ins Rollen. Lebt ihr schon den Traum, oder habt ihr irgendwie mit all dem hier gerechnet?

Sara: Ich kann relativ sicher behaupten, dass wir aktuell immer noch extrem überrascht von der ganzen Situation sind. Wie das Album aufgenommen wurde, wie positiv das Feedback war, das wir von allen Seiten erhalten haben. Der Wunsch ist natürlich immer da, davon ausgehen konnte man aber nicht. Allein so Dinge wie das ausverkaufte Hamburg-Konzert und die Fans, die ganz früh erscheinen, um Merch zu kaufen, machen schon sehr viel aus.

Heidi: Wir haben sehr früh einige weit entfernte Ziele erreicht. Das ging alles sehr schnell. Trotzdem wäre es natürlich super schön, wenn wir noch mehr Städte touren könnten, uns auf Festivals zeigen.

Sara: Uns ist es aber total wichtig, in Zukunft nicht nur die größeren Festivals zu spielen, sondern vor allem die kleinen, intimen Gigs zu genießen. Vor 50 Leuten, alle extrem ekstatisch und dazu bereit, richtig auszurasten. Wir wollen da definitiv die Balance wahren.

Wie sehen eure Pläne für 2020 und die Zukunft generell aus? Spielt ihr irgendwelche Festivals - Copenhell vielleicht?

Heidi: Copenhell nicht, das können wir schon mit Sicherheit sagen. Wir haben dort zwar letztes Jahr gespielt und würden natürlich gern zurückkehren, haben bisher aber noch keine Anfrage erhalten.

Sara: Dazu muss man aber sagen, dass beim Copenhell Bands nie in zwei aufeinanderfolgenden Jahren spielen. Wir haben trotzdem schon ein paar Festival-Gigs geplant im Sommer - das In Flammen Open Air und das Gefle Metal Festival in Schweden, um mal zwei zu nennen. Generell schmieden wir gerade schon Pläne für die Zeit nach dem Sommer, allerdings noch nichts Konkretes.

Heidi: Wir wollen definitiv noch mehr Shows in Europa spielen, Orte bereisen, die wir noch nicht kennen.

Sara: Natürlich schreiben wir auch schon an neuen Songs, um unser zweites Album zu produzieren.

Heidi: Genau. Es ist super wichtig, sich nicht allzu sehr in all dem hier zu verfangen und zu glauben, dass man das für immer so weitermachen könnte. Wir wollen das Feuer weiter lodern lassen, neue Musik schreiben. Sara wurde durch unsere Zeit im Studio sogar schon zu neuen Riffs inspiriert!

Sara (lacht): Man kann eben nicht fünf Jahre lang dieselben neun Songs spielen. Wir wollen dringend so lange kreativ sein wie möglich.

Heidi: Vielleicht sind wir da aber auch ein wenig zu streng mit uns. Gerade erst das Album veröffentlicht und denken schon über neues Material nach...

Sara: Man muss aber auch dazusagen, dass einige der Songs schon vor längerer Zeit entstanden sind. Wir haben die Sachen also schon deutlich länger als nur zwei Wochen im Ohr.

Zum Abschluss noch fix eine kleine Frage abseits des Metal: Was habt ihr zuletzt so gebinged? Habt ihr aktuell eine Lieblingsshow?

Heidi (lacht, bespricht sich fix mit Sara auf Dänisch): Bei mir ist das ziemlich witzig sogar. Ich binge Shows häufiger an einem Stück oder in relativ kurzer Zeit, habe mir deshalb schon viele Serien angeschaut. Aber als ich klein war, habe ich „Die Nanny" über alles geliebt. Ich sag's jetzt einfach, das ist mir auch gar nicht peinlich: Ich habe gerade erst gesehen, dass ich die Serie jetzt bei Prime streamen kann. Deshalb schaue ich mir gerade jeden Morgen eine kurze Folge vor der Arbeit an, ein super angenehmer Start in den Tag.

Sara: Bei mir ist das tatsächlich gerade „Terrace House"...

Heidi: Oh ja, stimmt. Bei mir auch!

Sara: ...eine japanische Netflix-Show im „Big Brother"-Stil. Da haben mir Heidi und Julie gerade erst von erzählt. Ziemlich einfaches Zeug, um ehrlich zu sein.

Heidi: Stimmt, nicht wirklich Death Metal-like…

Der perfekte Schlusspunkt, lassen wir doch einfach mal so stehen. Vielen Dank an dieser Stelle noch mal für das tolle, unfassbar aufgeschlossene und freundliche Gespräch und den Mädels von Konvent nur das Beste für ihre Zukunft! Stay heavy.