Rabenherz
TiefRot
Schon im „Staub und Tränen"-Intro, das nach gitarren- und synthuntermaltem Einstieg einem imposant emotionalen Crescendo entgegen wabert, wird klar: Auf ihrem nunmehr dritten Studioalbum „Rabenherz" wird TiefRots tanzbarer Wahnsinn so greifbar wie noch nie. Elektronische Einflüsse und industrielles Synth-Geschepper waren zwar schon vorher ein fixer Teil der Musik von TiefRot, bekommen selbige auf Platte Nummer 3 jedoch signifikant mehr Raum zur Entfaltung. Dabei flankieren die Synths speziell die sagenhafte Vielseitigkeit in der Stimme von Frontfrau Becky Gaber geschmeidiger denn je, was spätestens im gleichnamigen Titeltrack der Platte an Position 2 mehr als deutlich wird.
Dass hier immer mal wieder auch Erinnerungen an eine frühe Nina Hagen aufblitzen, darf an dieser Stelle sehr gern als maximales Kompliment aufgefasst werden.
Auch der Einfluss von Folklore, sektenhaft anmutender Religionsthematik und gotischen Motiven ist auf „Rabenherz" wieder einmal durchweg spürbar. In Verbindung mit den teils gesungenen, teils harschen Vocals auf Songs wie „Flammenkind" oder „Das bisschen Blut" huldigen TiefRot so nicht bloß den großen Vorbildern um In This Moment und Lacuna Coil, sondern kerben sich dank deutschsprachiger Textlichkeit eine gänzlich neue Nische im Bereich NDH und Goth-Rock.
Gleichzeitig zeigen sich TiefRot aber auch sanftmütig, lassen bewusst Balladen und kraftvolle Hymnen einfließen, die dann und wann auf besondere Art und Weise melancholische Leichtigkeit versprechen. So bildet sich im Laufe der 12 Tracks ein Gesamtwerk, das in sich überaus stimmig ist, sich selbst und die eigenen Grenzen austestet und einfach Freude macht.
Die Hannoveraner um Bandgründer Wielo Hofmeister und Sängerin Becky Gaber (beide auch Yargos) taten ganz offensichtlich gut daran, sich im Laufe des letzten Jahres Zeit zu nehmen, Pausen einzuräumen und die kreative Schreibe so bis in die letzten Spitzen auszukosten. Kunst muss eben reifen. Allein von der Produktion her, die abermals komplett in Eigenregie entstand, spielt „Rabenherz" inzwischen auf einem ganz anderen Level - der endgültige Durchbruch?
Fragt sich nur: Wann folgt der erste M'era Luna-Gig?
Theater spielt sich nicht allein: Mit „Rabenherz" legen die schwarz beseelten NDH-Jünger von TiefRot ihr bisher mutigstes und zugleich vielschichtigstes Werk vor.
TRACKLIST
- Staub und Tränen
- Rabenherz
- Flammenkind
- Einer von uns beiden
- Gott ist bei dir
- Schattenflügel
- Adrenalin
- Das Blut der Lämmer
- Auf dich und mich
- Fleisch und Blut
- Schlag um Schlag
- Das bisschen Blut
- Und du tanzt (Akustik-Version)