Zwischen hart und zart: Die 10 stärksten Metal-Balladen

​Versteht uns nicht falsch, die härteren Saiten des musikalischen Spektrums sind auch für uns nach wie vor das Maß aller Dinge. So viel steht fest! Doch dann und wann lohnt auch mal der Blick zwischen die Zeilen. Nicht ohne Grund kommt jedes gute Metal-Album mit mindestens einer Single daher, die softere, zartere, nahezu poppig balladeske Töne anschlägt. Ob in Begleitung eines Pianos, einer Akustikgitarre oder doch der gesamten Band, die ihre Instrumente entsprechend sanfter eingestellt haben und den engelsgleichen Clean-Gesang so gekonnt umschmeicheln, ist da egal - soft kommt eben unverhofft oft!

Die nachfolgende Liste soll allerdings kein Lobgesang auf Bands darstellen, die sich mit sogenannten Power Ballads einen Namen gemacht haben. Stattdessen bekommen jene Bands einen Ehrenplatz, die trotz knackig harter Gangart auch mal im emotionaleren Gewässer fischten und damit einige der besten Songs des Genres produzierten. Während also Bands wie Iron Maiden, Megadeth und Co. den Absprung verpassten, tummelt sich ein ganz spezieller Vertreter des Metal gar zweifach in unserer Top 10 der stärksten Metal-Balladen aller Zeiten. Besonders Fans von Progressive Metal und Nu Metal kommen hier voll auf ihre Kosten und dürften uns somit zufriedenen Herzens zustimmen.

Viel Spaß beim Lesen!

Platz 10: Nightwish - While Your Lips Are Still Red | 2007

​Als einziger Vertreter des Symphonic Metal dürfen sich Nightwish über einen soliden zehnten Platz freuen. Dabei ist „While Your Lips Are Still Red" streng genommen nicht mal ein offizieller Track der Finnen. Für den Film „Lieksa!" von Regisseur Markku Pölönen (Ausschnitte davon sind im offiziellen Video enthalten) schrieben Tuomas Holopainen (Keys) und Marco Hietala (Bass, Vocals) 2007 eben diese Single, die als Soundtrack zum Film gedacht war und lediglich zu Werbezwecken unter der Nightwish-Flagge veröffentlicht wurde. Logischerweise fand der Song also keinen Platz auf „Dark Passion Play", wurde stattdessen als B-Seite für die „Amaranth"-Single verwertet.

Nach feinem Piano-Intro setzt sofort Marco Hietalas Gesang ein, der sich perfekt in die sonst recht typische Nightwish-Songstruktur einfügt. Getoppt wird sein mitteralterlich angehauchter Auftritt nur vom brillanten Violinensegment, das sich dank simpler Notenfolge sofort ins Gedächtnis brennt. Mitreißend, gefühlvoll und anders - so geht Nightwish eben auch.

Platz 9: Dream Theater - Far From Heaven | 2011

Mit nur knapp vier Minuten ist „Far From Heaven" das mit Abstand kürzeste Segment auf „A Dramatic Turn Of Events", dem elften Studioalbum der Prog-Giganten von Dream Theater. Gleichzeitig stellt der Song das einzige Stück der Platte dar, bei dem Gitarrist John Petrucci nicht seine Finger mit im Spiel hatte. Stattdessen zeichnete Frontmann James LaBrie hier im Alleingang für die Produktion des Songs verantwortlich, holte sich lediglich Jordan Rudess zwecks Piano-Untermalung ins Boot.

Das Resultat ist entsprechend gefühlvoll, wirkt nachdenklich und gibt sich vor allem lyrisch extrem emotional, wirkt so beinahe wie ein kleines Herzensprojekt des Dream Theater-Sängers.

Platz 8: Katatonia - Unfurl | 2007

​Vom einstigen Doom Metal mit Death-Einfluss ist inzwischen nicht mehr allzu viel übrig. Dafür wissen die Schweden von Katatonia mittlerweile nur zu gut, ihre progressiveren Seiten gekonnt auszuspielen. Eine der softeren, unglaublich mitreißenderen Balladen fand indes keinen wirklichen Platz auf der damaligen Scheibe „The Great Cold Distance" von 2006. Stattdessen musste sich „Unfurl" mit der „July"-Single zufriedengeben, verschwand daher kurzzeitig im stets ungehörten Zwischenraum. Diesem konnte der elektronisch aufgeladene Song inzwischen glücklicherweise entkommen, gilt gar als Geheimtipp eines jeden Katatonia-Fans. Zurecht, immerhin bleibt „Unfurl" mit seinem Mix aus Gitarren- und Synth-Arbeit sofort im Kopf, begeistert mit melancholischer Klangfarbe und hat sich seinen Platz in unserer Top-Liste der stärksten Metal-Balladen daher redlich verdient!

Platz 7: Slipknot - Snuff | 2008

​​Nicht der erste, gleichzeitig auch nicht der beste Versuch von Corey Taylor und Co., sich zur Abwechslung auch mal in ruhigeren Gefilden auszuprobieren. Mit „Snuff" lieferten Slipknot allerdings den mit Abstand stärksten Song des ansonsten häufig arg kritisierten, sogar von der Band selbst gut und gern gemiedenen „All Hope Is Gone" von 2008 ab. Die tragische Ballade erzeugt vom Fleck weg emotionales Kopfkino, das vom zugehörigen Musikvideo nur noch verstärkt wird.

Corey erzählt hier eine Geschichte, die man selbst gehört haben muss, um sie gänzlich greifen zu können. Unterstützt von einer Akustik- und einer effektlosen E-Gitarre sowie sich stetig steigernden Drums im letzten Viertel kriecht „Snuff" ohne jeden Widerstand direkt unter die Haut. Generell klingt der Song zwar deutlich mehr nach Stone Sour als nach Slipknot, zur biederen Ästhetik der Nu Metal-Giganten passt der Track dennoch unglaublich gut.

Platz 6: Opeth - Burden | 2008

Melancholisch mitreißen können Opeth, das steht definitiv schon länger fest. Immer wieder streckten die Schweden ihre künstlerischen Fühler in alle Richtungen aus, um fern des ursprünglichen Black Metal neue, spannende Klanggerüste für sich zu entdecken. Wo Opeth inzwischen gänzlich gen Progressive Rock abgewandert sind und ihre enorme Qualität doch nach wie vor halten konnten, bot „Burden" auf dem 2008 erschienenen „Watershed" noch eine gelungene, ungemein willkommene Abwechslung zur brachialeren Gangart des restlichen Albums.

In Form von klassischem Prog Rock mit Heavy Metal-Einflüssen, die sogar einige absolut lässige Gitarrensoli umfassen, reißen die Schweden hier die mit Abstand längste Ballade unserer Liste mit rund acht anspruchsvoll gestalteten, einmalig musizierten Minuten ab.

Platz 5: System Of A Down - Lonely Day | 2005

​​Im Portfolio der gefeierten US-Metaller mit armenischen Wurzeln verstecken sich so einige Balladen und softere Stücke, die man ohne Frage in einer Liste wie dieser hier verarbeiten könnte. Doch vor allem die Erfolgsgeschichte hinter „Lonely Day", der zweiten Lead-Single vom 2005er Doppel-Release „Mezmerize/Hypnotize", bot sich quasi von Natur aus an, um die zweite Hälfte der besten Metal-Balladen aller Zeiten anzuführen.

Nicht nur, weil System Of A Down studiotechnisch seither nicht mehr gemeinsam aktiv waren, funktioniert die grandiose Single inzwischen als wehmütiger Comeback-Ruf tausender Fans weltweit. Ohne Serj Tankian, Daron Malakian, Shavo Odadjian und John Dolmayan ist das Leben einfach total einsam! Tatsächlich hat sich Frontmann Tankian inzwischen deutlich positiver dazu geäußert, erneut mit System Of A Down ins Studio zu gehen. Zumindest auf Tour wird man die Kalifornier in den nächsten Jahren immer mal wieder live erleben dürfen, ob es auch neues Material geben wird, bleibt abzuwarten.

Platz 4: In Flames - Stay With Me | 2019

​Eigentlich waren wir von Beginn an der festen Überzeugung, „Come Clarity" auf den vierten Platz unserer Liste der besten Metal-Balladen aller Zeiten zu setzen. Der Titeltrack des gleichnamigen Erfolgsalbums von 2006 half damals maßgeblich dabei, die Schweden an der Spitze des Melodic Death Metal zu etablieren - bis heute will uns die einleitende Gitarrenfolge samt überragend eingesungenem Chorus einfach nicht aus dem Kopf gehen!

Ganz ähnlich erging es uns inzwischen aber auch mit „Stay With Me" vom 2019er „I, The Mask". Stilistisch orientieren sich In Flames hier stark an der Vielseitigkeit von „Come Clarity", zimmern dabei allerdings eine noch brillantere Tonfolge aufs Band. Vielleicht ist es auch nur der semi-leichte Anflug von Nostalgie, der hier mitschwingt und uns dazu verleitet hat, „Stay With Me" so hoch einzuordnen. Wie auch immer, verdient haben es In Flames so oder so!

Platz 3: Slipknot - Vermilion Pt. 2 | 2004

Wie angekündigt, darf sich eine ganz bestimmte Band gleich zweifach in unserer Liste eintragen. Die Rede ist natürlich von Slipknot! Ganze zwei Balladen haben die Jungs um Frontmann und Kreativkünstler Corey Taylor in ihrer langen Zeit als Band aufs Papier gebracht, beide toppen so ziemlich alles, was das Genre sonst so zu bieten hat. Trotzdem hat „Vermilion Pt. 2", das Akustik-Gegenstück zu „Vermilion Pt. 1" auf dem 2004er „Vol. 3: (The Subliminal Verses)", im bandinternen Rennen deutlich die Nase vorn. Absolut einmalig, wie Slipknot ihren eigenen Song entschlacken und so eine völlig neue, eigenständige Magie erzeugen konnten.

Die Geschichte hinter dem Song wird erst hier wirklich klar, wirkt im bloßen Gitarrengewand zudem weit weniger mächtig, dafür unglaublich melancholisch, gar deprimierend. Wenn dann auch noch die Violine einsetzt, gibt es ohnehin kein Halten mehr...

Platz 2: Coheed and Cambria - Mother Superior | 2007

​​Claudio Sanchez und seine Akustikklampfe - viel mehr braucht die Welt eigentlich nicht, um sich aus musikalischer Sicht zu drehen. Besonders „Mother Superior" vom überragenden Konzeptwerk „No World For Tomorrow" zeigt mit enormer Klasse, wie viel Talent und kreative Kunstfertigkeit doch in den Jungs von Coheed and Cambria steckt. Auch wenn sich die neueren Alben eher weniger progressiv und aus künstlerischer Sicht merklich simpler präsentieren, so wird der komplexe Prog-Status früherer Zeiten doch auf ewig Bestand haben.

Allein die unvergleichliche Notenfolge der eingangs begleitenden Akustikgitarre jagt uns schon einen Gänsehautschauer über den Rücken. In Kombination mit Claudio Sanchez' engelsgleicher Stimmfarbe hat sich „Mother Superior" vom Fleck weg einen fixen Platz in der ewigen Bestenliste aller Metal-Balladen gesichert - und in der persönlichen, natürlich!

Platz 1: Metallica - Nothing Else Matters | 1992

​Das hätte man locker auch kommen sehen können: Natürlich müssen Metallica unsere Liste der besten, wichtigsten und stärksten Metal-Balladen aller Zeiten mit ihrer ikonischen Hit-Single anführen! Mit „Nothing Else Matters" ist den gefeierten Ex-Thrashern Anfang der 90er nicht nur der finale Meter gen endgültigem Legendenstatus geglückt, der Song gilt auch fern des Metal weltweit als ewiger Klassiker und unglaublich gern gehörte Evergreen-Perle. Klar, wir wollten im Rahmen dieser Liste eigentlich auf Power-Balladen aller Art verzichten, James Hetfields brillant vorgetragener, motivierend mitreißender Lehrstunde fürs Leben konnten wir uns allerdings nicht verwehren!