Bild: Anne C. Swallow

Obsidian

Paradise Lost

​Der Titel ist mal wieder Programm: Spätestens jeder geneigte Fantasy-Fan unter euch dürfte wissen, was es mit Obsidian auf sich hat. Als vulkanisches Gesteinsglas wirkt das Mineral oft wie nicht von dieser Welt - oder zumindest wie aus einer fantastischen Zwischenwelt, weit unterhalb der unseren. Obsidian ist tiefschwarz, reflektierend und düster bis auf den Kern - die perfekte Zusammenfassung der 32-jährigen Bandgeschichte von Paradise Lost. Zwar ist „Obsidian" kein Best-of-Album im eigentlichen Sinne, fühlt sich die breit gefächerte Musikalität der neuen Platte, die sich bereits feist als Studioalbum Nummer 16 präsentiert, jedoch wie der exakte Querschnitt des bisherigen Schaffens der fünf Briten an. Hüllten sich die Jungs um Frontmann Nick Holmes zu Anbeginn ihrer Zeit noch ausschließlich in Death Doom-Roben, wanderten Paradise Lost nachfolgend immer weiter gen Gothic Metal und Goth Rock ab. „Obsidian" vereint nun all jene Elemente miteinander und kreiert ein Gesamtwerk, das alte wie neue Fans gleichermaßen in seinen Bann zieht.

Charakteristische Growls der alten Schule finden hier ebenso ihren Platz wie feinfühlig dramaturgische Clean-Passagen mit nahezu progressivem Songwriting im Hintergrund („Fall From Grace", „The Devil Embraced"). Ein „Ghosts" hingegen, den die Briten nicht ganz grundlos als finale Single vorab erwählten, gibt sich ähnlich wie ein „Forsaken" deutlich schwarzseeliger als der Rest und macht Paradise Lost so endgültig zum idealen Anwärter auf einen Slot beim WGT, Amphi Festival oder M'era Luna. Die death-doomige Brechstange haben Paradise Lost trotzdem noch im Gepäck, kramen diese etwa beim langsam walzenden „Serenity" oder beim abschließenden „Defiler" aus ihrer Obsidian-Trickkiste hervor. Willkommen im Abwechslungsreich von Paradise Lost.

„Als wir anfingen, dieses Album zu schreiben, haben wir uns einfach hingesetzt, darüber nachgedacht und gesagt 'Mal sehen, was dabei herauskommt!'. Wir haben das nie durchgemacht, dass wir bei einem großen Label utnerschreiben und dann ständig unter Druck stehen. Der einzige Druck kam von uns selbst", so Gitarrist Greg Mackintosh. Auch Obsidian entsteht stets unter größtem Druck, der neue Ansatz beim Songwriting selbst hat Paradise Lost definitiv gutgetan. „Die letzten zehn Jahre hat sich Greg sehr für Death und Doom Metal interessiert. Aber wenn er dieses Gothic-Zeug schreibt, ist er wirklich gut darin, also hab ich ihn ermutigt, mehr davon zu machen! Er hat ein Händchen dafür und es ist gut, das Album ein wenig aufzulockern. Man kann all die verschiedenen Richtungen unter einen Deckel packen und es passt trotzdem zusammen", bringt Frontmann Nick Holmes das eigene Schaffen letztlich präzise auf den Punkt.

​Passen 32 Jahre Bandgeschichte wirklich auf eine einzelne Platte? Mit „Obsidian" beantworten Paradise Lost diese Frage mit einem selbstreflektierten Ja.

TRACKLIST

  1. Darker Thoughts
  2. Fall From Grace
  3. Ghosts
  4. The Devil Embraced
  5. Forsaken
  6. Serenity
  7. Ending Days
  8. Hope Dies Young
  9. Ravenghast
  10. Hear The Night
  11. Defiler