Bild: Steve Thrasher / Nuclear Blast

In Cauda Venenum

Opeth

​​Wenn ein Label selbst vorab warnt, eine Band würde sich im Angesicht ihres neuesten Werkes vor Presse und Fangemeinde sehr wahrscheinlich rechtfertigen müssen, ist da locker irgendwas im Busch. Im Fall von Opeth stellt sich nun die simple Frage: Warum aber? Seit jeher gelten die nordischen Instrumentalisten um Mikael Åkerfeldt (Vocals, Gitarre), Fredrik Åkesson (Gitarre), Martin Mendez (Bass), Martin Axenrot (Keys) und Joakim Svalberg (Drums) als facettenreich bunte Hunde des progressiv techigen Spektrums. Die Jungs machen halt, was sie wollen - ob das nun Black Metal ist, wie noch zu Beginn ihrer gemeinsamen Zeit, klar strukturiert düsterer Death Metal, wie eine ganze Zeit lang danach, oder nun eben ein beanspruchend anspruchsvoller Mix aus Progressive Metal und nicht weniger aufwendigem Rock. Qualität und Quantität vor Ideenlosigkeit: Mit „In Cauda Venenum" untermauern Opeth ihre eigene Erfolgsgeschichte gänzlich ohne Einschränkung - in 2019 schnackt man im Übrigen schwedisch.

Album Nummer 13 begeistert neben anderem mit Zweisprachigkeit: Wer es ganz besonders innig mit den Opeth-Jungs hält, besorgt sich am besten direkt beide Versionen von „In Cauda Venenum". Nur so entfalten sich die überragende Kreativität und der facettenreiche Schaffensdrang von Songwriter und Frontmann Åkerfeldt in Gänze. So oder so, man sollte definitiv ein wenig mehr Zeit mitbringen, wenn man sich das dreizehnte Kreativwerk der Schweden zu Gemüte führen mag. Nicht nur, um die Platte ein- oder mehrfach durchlaufen zu lassen, sondern auch bzw. vor allem, um das Konstrukt als vollkommene Entität für sich selbst fassen zu können. Einfach ordentlich gigantisch, was Opeth hier wieder auf die progressiv rockigen Beine gestellt haben. Auch der weniger metallische Anzug steht den Schweden unheimlich gut - die Jungs können eben locker alles tragen.

Ich wusste schon früh, dass ich einen lateinischen Titel haben wollte. Es sollte einer werden, der für beide Versionen passt. Jedenfalls wollte ich keinen schwedischen Titel für die schwedische Version und einen englischen für die englischen Version. Seit der Death Metal-Ära von Opeth wollte ich schon immer einen lateinischen Titel.

Mikael Åkerfeldt via Nuclear Blast

Funfact: Åkerfeldt hat „In Cauda Venenum" wohl ganz still und heimlich in nächtlichen Solosessions geschrieben, während er vor seinen übrigen Bandmates vorgab, mal eine Pause vom termingestressten Dasein als allseits gern gesehener Musiker zu brauchen - wenn das Endresultat dann SO klingt, kann man das natürlich mal machen. Trotz des steten Übergangs vom Metal hin zum Rock fehlt es der neuen Scheibe übrigens nicht an Härte oder Durchschlagskraft. Vielmehr verlagern Opeth hier nur einige Klangmuster, bleiben sich im Kern aber absolut treu und liefern mit „In Cauda Venenum" wieder ein opulentes Meisterwerk für die Ewigkeit ab.

​​Mal Black, mal Death, doch stets progressiv in ihrem Schaffen - das sind die Schweden von Opeth. Album Nummer 13 zeigt die Nordmannen nun von ihrer rockigeren Seite.​

TRACKLIST

  1. Garden Of Earthly Delights / Livets trädgård
  2. Dignity / Svekets prins
  3. Heart In Hand / Hjärtat vet vad handen gör
  4. Next Of Kin / De närmast sörjande
  5. Lovelorn Crime / Minnets yta
  6. Charlatan
  7. Universal Truth / Ingen sanning är allas
  8. The Garroter / Banemannen
  9. Continuum / Kontinuerlig drift
  10. All Things Will Pass / Allting tar slut