Bild: Lindsay Adler / WMG

Disguise

Motionless In White

Um sich als Band vom Einheitsbrei abheben zu können, braucht's neben feinem Songwriting meistens ein Image mit Wiedererkennungswert. Wenn man sich den Werdegang der Motionless In White-Gang so anschaut, sind Wachstum und Reife scheinbar ebenfalls absolut OK - wenn man seiner Sache denn im Kern treu bleibt. Wo das „Creatures"-Debüt noch auf geradlinigen Metalcore im August Burns Red-Muster setzte und sich die Bandmitglieder optisch nah an ihren Goth-Ikonen orientierten, ist „Disguise" nun lupenreiner Nu Metalcore mit elektronischen Samples, eingängigen Refrains und Linkin Park-Attitüde. Nicht falsch verstehen, genau das hat man nach all den Jahren der Selbstfindung irgendwie auch von Chris Motionless und Co. erwartet - und selbiges funktioniert auf Album #5 einfach mal so was von überragend.

Dabei darf man sich allerdings nicht vom bandtypischen Album-Artwork täuschen lassen. Obwohl einige der 11 Songs fast schon nostalgisch mit Grusel-Atmo und Ice Nine Kills-artiger Theatralik die früheren Zeiten Revue passieren lassen („Undead Ahead 2", „Broadcasting From Beyond The Grave"), versetzt das Material auf „Disguise" die Motionless In White-Jungs endgültig in die musikalische Neuzeit - inklusive Blegh-Breakdowns, Scratching-Techniken und anderen neumodischen Synth-Spielereien.

​Reduzierter Goth-Appeal, dafür stärkerer Nu Metal-Groove - Motionless In White setzen ihren Triumphzug auch mit „Disguise" locker flockig fort.

TRACKLIST

  1. Disguise
  2. Headache
  3. </c0de>
  4. Thoughts & Prayers
  5. Legacy
  6. Undead Ahead 2: The Tale Of The Midnight Ride
  7. Holding On To Smoke
  8. Another Life
  9. Broadcasting From Beyond The Grave: Death Inc.
  10. Brand New Numb
  11. Catharsis

Ob nun in Form von brutaler Eskalation („Thoughts & Prayers") oder balladesk, gar ganz im Stile der großen Melodrameister von Three Days Grace („Another Life") ist da ganz egal - Motionless In White liefern mit „Disguise" ihr vielseitigstes, vielleicht ja sogar stärkstes Gesamtwerk ihrer bisherigen Karriere ab. Auch optisch gehen die Jungs neue Wege und bleiben dank des düsteren Make-ups doch irgendwie dem Goth verbunden - den Fans schmeckt's! Ebenso begeistert die Art und Weise, wie sich Ex-Ice Nine Kills-Bassist Justin Morrow in das bestehende Gefüge einbringt. Gerade bei all jenen „Disguise"-Songs, die mit Oldschool-Appeal daherkommen, dürfte er das eine oder andere Wörtchen beigesteuert haben.

"Disguise" ist eine Art roter Faden. Es geht um mein Leben, meine Kämpfe, meine Weltsicht, was Musik mir bedeutet und die Verbindung, die wir mit den Fans haben. Ich lasse alle in mich hineinblicken. In meinem Kopf geht eine Menge vor sich. Ich hatte oft das Gefühl, meine Emotionen zu unterdrücken. Als würde ich eine Maske oder Tarnung tragen. Doch ich will diese Maske nicht mehr aufsetzen, um es anderen rechtzumachen.

Chris Motionless via Warner Music-Bio