Purgatory
Despised Icon
Mit „Dernier Souffle" locker flockig rein, dann Abfahrt! Nach drei Jahren zwischen Konzertbühne und Studio zerpflücken die Kanadier wieder alles und jeden mit ihrem unverwechselbar bösartigen Sound. Wie der rücksichtslose Elefant im Porzellanladen - mal ehrlich, als ob Dickhäuter in der Auslage eines Interieur-Geschäfts Platz finden würden - ballern Alex Erian und seine musizierenden Attentäter nur so um sich mit Double Bass-Gewittern, Pig Squeal-Attacken und Breakdown-Finishern. Wer mal wieder so richtig eskalieren mag, bekommt mit „Purgatory" die akkurate Dopamin- und Adrenalin-Spritze. Der nächste Moshpit kann jetzt definitiv kommen!
Eigentlich ein absolutes Wunder, dass wir uns im Jahr 2019 noch neues Material von Despised Icon in die Regale stellen dürfen. Immerhin hatten sich die Jungs aus Montreal längst getrennt und seit 2010 allein weitergemacht, Frontmann Alex Erian war so beispielsweise mit Obey The Brave in Richtung Hardcore abgewandert. Die 2016er Energieleistung „Beast" samt umfangreicher Reunion-Tour brachte dann jedoch die unerwartete Wende, jetzt stehen Despised Icon erneut fix an der Spitze der brachialeren Seite des musikalischen Spektrums.
„Purgatory" ist alles, was man sich von Despised Icon nur erhoffen könnte: brutal, kompromisslos und sagenhaft gut. Klar, wirklich viel Neues bringen die Kanadier auf ihrem sechsten Studioalbum nicht auf den Tisch - das erwartet halt aber auch niemand. Die neue Platte ist Deathcore-Eskalation durch und durch, stilistisch zwischen klassischer Despised Icon-Philosophie und neueren Spielereien aus der jüngeren Vergangenheit samt tiefgründiger Lyrik. So kritisiert Track 5 beispielsweise die Art und Weise, wie wir Menschen miteinander umgehen, lediglich auf Basis eines ersten, maximal zweiten Eindrucks. Gleichzeitig schimmert aber auch die Gefahr durch, die zu viel menschliche Nähe und fehlende Menschenkenntnis mit sich bringen. „Manchmal spürt man, dass etwas nicht stimmt, und doch schenkt man jemandem einen Vertrauensbonus, nur um kurz darauf zu bemerken, dass man eigentlich die ganze Zeit recht hatte", wird Frontmann Alex Erian via Nuclear Blast zitiert („Snake In The Grass"). An anderer Stelle beackern Alex und seine Todesmusikanten dann wiederum das fehlende Sozialgefühl in unserer Gesellschaft sowie die vor allem in den USA stark ausgeprägte, stetig wachsende Gewaltspirale („Slow Burning"). Ganz schön starker Tobak, den die Jungs hier motivisch in ihre Musik einflechten - rückt zugegeben neben all Core-Gewalt eher in den Hintergrund, trotzdem verdammt stark!
Deathcore parle français - jedenfalls deutlich besser als Namika. Mit „Purgatory" melden sich die Kanadier von Despised Icon nach dreijähriger Studiopause zurück!
Genre Deathcore | Label Nuclear Blast | Vertrieb Warner Music | erhältlich ab 15.11.2019
TRACKLIST
- Dernier Souffle
- Purgatory
- Light Speed
- Slow Burning
- Snake In The Grass
- Vies D'Anges
- Moving On
- Unbreakable
- Apex Predator
- Legacy
- Dead Weight